Die Verhältnismäßigkeit der Verhängung von Freiheitsstrafen im Hinblick auf die Resozialisierung

André Bohn
Der Beitrag betrifft die verfassungsrechtliche Legitimation von Freiheitsstrafen. Als Eingriff in das Recht auf Freiheit der Person nach Art. 2 II 2 GG wird der Frage nachgegangen, ob die Verhängung von Freiheitsstrafen dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz in Bezug auf die Resozialisierung der verurteilten Person genügt. Ausgangspunkt der Überlegungen ist dabei die Notwendigkeit einer evidenzbasierten Kriminalpolitik. A. Einleitung [...]

Kipppunkt Gewaltbegriff: Ein rechtsvergleichender Blick auf die Kriminalisierung von non-violent resistance

Julia Geneuss und Cora Wegemund
Sitzblockaden von Klimaaktivist:innen sind bzw. waren in den letzten Jahren ein international weit verbreitetes Phänomen. Während in rechtsvergleichender Perspektive vor allem die Frage nach einer Straffreistellung – „climate necessity defence“ – thematisiert wird, spielt die einer Straffreistellung vorgelagerte Frage, welche Straftatbestände bei entsprechenden Blockadeaktionen eigentlich einschlägig sind, eine geringe Rolle. Ausgehend von der deutschen Rechtslage [...]

Zur Kritik an der Ersatzfreiheitsstrafe – Ein Beitrag zur Abschaffung einer ungerechten Ersatzsanktion

Sven Großmann
Der Aufsatz setzt sich kritisch mit der in § 43 StGB geregelten Ersatzfreiheitsstrafe (EFS) auseinander. Nach einer Darstellung der Geschichte der Geld- und Ersatzfreiheitsstrafe in Deutschland, wird die Möglichkeit einer Abschaffung der EFS diskutiert. Obwohl der Beitrag dabei zu dem Schluss kommt, dass eine gänzliche Abschaffung der EFS vorzugswürdig ist, werden abschließend noch einige Reformideen [...]

Kriminologie und Strafrechtswissenschaft: eine Subjekt-Objekt-Beziehung

Ralf Kölbel
Nach verbreitetem Verständnis stellt die Kriminologie empirisches Wissen bereit, das die Strafrechtswissenschaft nach eigenen Relevanzkriterien (also selektiv) in die Bildung von Dogmatik eingehen lässt. Dem wird hier eine Perspektive gegenübergestellt, die diese Praxis (ebenso wie die generellen Funktionsbedingungen der Strafrechtswissenschaft) der kriminologischen Beobachtung unterzieht. Dies lässt Ergebnisse erwarten, die für das Verhältnis der Fächer wie [...]

Aufgaben einer kritischen Strafrechtswissenschaft

Inga Schuchmann
Weite Teile der deutschen Strafrechtswissenschaft verstehen sich als kritisch. Dem liegt zumeist ein systemimmanentes Kritikverständnis zugrunde, das im Kern auf eine Optimierung des Projekts Strafrecht gerichtet ist. Einher geht dies zuweilen mit der Idee, Aufgabe einer kritischen Strafrechtswissenschaft sei es, das Strafrecht von externen – etwa politischen – Einflüssen zu bewahren. Dem lässt sich ein [...]

Kargruber, Die Würde des Tiers. Eine verfassungsrechtliche Neupositionierung des Tiers als Subjekt und deren Auswirkung auf das einfache Recht am Beispiel eines strafrechtlichen Mindestschutzes

Felix Aiwanger
Der Topos der Würde durchzieht schon seit Längerem die Diskussion um den rechtlichen Status von Tieren. Für eine besondere Konjunktur hat die Verankerung einer „Würde der Kreatur“ in Art. 120 II 2 der schweizerischen Bundesverfassung und ihre internationale Rezeption gesorgt. Generell wird die Tierwürde dabei als ein separater Ansatz neben der Dichotomie zwischen klassischem Tierschutz und progressiven Tierrechten [...]

Martin Heuser, Objektive Zurechnung – Urteilsakt oder Urteilsgegenstand?

Georgia Stefanopoulou
Die Feststellung der Kausalität erfolgt anhand der Äquivalenztheorie, die allerdings uferlos ist – auch die Großeltern des Täters können, so das sattsam bekannte Beispiel, nicht hinweggedacht werden, ohne dass der Erfolg entfiele. Auf das Beispiel folgt gleich die Beruhigung, dass es weitere Einschränkung gibt, die „moderne“ Lehre der objektiven Zurechnung.[1] Danach soll der Erfolg dem [...]